Kriegführung Post-Seelöwe

Begonnen von Huszar, 26 Juni 2012, 15:20:19

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Huszar

Hallo, Urs,

Zitatch frage mich natürlich , welche Truppen das leisten sollen,
15. und 21.PzD, 90.leD, und die Italiener.

Zitatda ja Besatzungstruppen in GB, IRL, den von Dir genannten Inseln (ich halte Faroer immer noch für unsinnig) und den o.a. Ländern  gebunden sind
In Realität mussten 38 Divisionen im Westen belassen werden, um Frankreich vor einem englischen Zugriff zu schützen, dazu etwa 9 in Norwegen, und einigen in Jugoland.
England und Frankreich einfach zu sichern - wobei im Sommer/Herbst 1941 mit absolut keiner Bedrohung dort gerechnet werden kann - kostet weit weniger Truppen, als Frankreich zu schützen.

ZitatIch muß erwähnen, daß mit Deinem Szenario die Wahrscheinlichkeit zunimmt, daß die erste Atombombe auf Berlin oder eine andere deutsche Großstadt wie München oder Hamburg fällt.
Ja, diese Möglichkeit besteht. Hab nie behauptet, dass Happy-Happy-Joy-Joy am Ende wartet.

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Urs Heßling

moin, Alex,

Zitat von: Huszar am 15 Juni 2015, 21:28:22
Hab nie behauptet, dass Happy-Happy-Joy-Joy am Ende wartet.
das ist noch ein Euphemismus, d.h. eine Beschönigung:
- Die Zahl der militärischen Opfer (Kriegsverlängerung um x Jahre) nähme zu,
- die Zahl der zivilien Opfer (Resistance und Repression, NS-Neokolonialismus in Afrika, evt. Bombenkrieg mit Kernwaffen) nähme zu,
- die sogenannten "Vernichtungslager" würden länger wirksam sein und mehr Opfer fordern.

Diese Gedanken (nicht nur meine :embarassed:) nehmen mir jede Lust, weiter am Thread teilzunehmen.

Ich bitte um Deine Nachsicht für diesen "Thread-Torpedo" bzw. Seitenhieb, aber der Gedanke konnte, nachdem er einmal da war, nicht mehr unterdrückt werden und ungesagt bleiben.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Huszar

Hallo, Urs,

Zitat
Ich bitte um Deine Nachsicht für diesen "Thread-Torpedo" bzw. Seitenhieb, aber der Gedanke konnte, nachdem er einmal da war, nicht mehr unterdrückt werden und ungesagt bleiben.

Nun, siehs mal positiv: Osteuropa und der Welt wären (wahrscheinlich) 50 Jahre rote Diktatur erspart geblieben. Pol Pot , die Sen-Familie und konsorten wären dann unbekannte Figuren geblieben, die durch ihr Mitwirken verursachten 1-2 Tote wären auch nicht eingetreten. Fällt Dtl 1950, wären wir für die letzten 70 Jahre eine glückliche, demokratische Familie. Rosenstrauss. Weisse Tauben. usw.

Mit diesem Scenario will ich nur die Möglichkeiten untersuchen. Moralisch, ethisch, usw neutral. Ich erspare mir ein Werturteil, ob Rote, Braune oder Bultschäckige besser gewesen wären. Diese Distanz muss bei was-wäre-wenn-Scenarios angewendet werden. Ob Leuten aus dieser oder jener Ecke das gefällt, oder nicht (nicht auch dich bezogen).

mfg

alex

PS: ich könnte auch ein Scenario kreieren, wo Dtl noch 1940 überrannt wird. Obs da weniger Tote gibt, oder obs auf langer Sicht besser gewesen wäre... Die Franzosen sind ja ziemlich links eingestellt, wäre interessant zu sehen, wie sie sich mit einer stalinistischer Diktatur anfreuden würden.
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RePe

Hallo,
ZitatExkurs:
Ich muß erwähnen, daß mit Deinem Szenario die Wahrscheinlichkeit zunimmt, daß die erste Atombombe auf Berlin oder eine andere deutsche Großstadt wie München oder Hamburg fällt.

ich wage die Behauptung, dass dies Hitler nicht von der Fortsetzung des Krieges bis zum bitteren Ende abgehalten hätte.

Kleine Notiz am Rande: Dass sich die USA unter Roosevelts Regierung lange vor ihrem Kriegseintritt alles andere als neutral verhielt ist
allgemein bekannt, aber kürzlich bin ich auch auf die personelle Unterstützung der Royal Air Force durch die  "Eagle-Staffeln" gestossen:
siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Eagle_Squadrons , ich glaube dies ist weniger bekannt.
Wird sicher nicht ohne Roosevelts Wissen und Billigung geschehen sein.

     RePe

Tostan

#199
Hallo,

ich habe den Thread wohl irgendwie übersehen ....

Zitat von: Halvar66 am 14 Juni 2015, 15:21:22
Zitat von: Matrose71 am 14 Juni 2015, 15:15:13
Salve,

ich treibe mich auch sehr viel in internationalen Foren rum, dort ist es einhellige Meinung der US Member, dass es FDR im Dezember 1941 (nach dem Angriff auf Pearl) nicht hätte durchsetzen können, Deutschland den Krieg zu erklären, wenn Hitler nicht so bescheuert gewesen wäre, es selber zu tun. Die Isolationisten waren zu der Zeit eine sehr sehr starke politische Gruppierung in den USA.

Das mag ja stimmen, aber ihr habt eine andere Situation geschaffen. Insofern könnte die Stimmung in den USA auch eine ganz andere sein.

Im übrigen haben die USA sich ziemlich in die Kriegsführung eingemischt. Bereits über den Sommer 1941 wurden Konvois von amerikanischen Zerstörern geleitet usw.

Das Szenario unterscheidet sich nur in einem Punkt von der Realität - die vorbereitungen für Seelöwe wurden entschieden vorangetrieben, und die Invasion gestartet.
Um die Stimmung in den USA zu ündern müssten viel früher und wesentlich mehr Parameter gedreht werden. Der Isolationismus war in den USA eine mächtige Politische Richtung, und zwar nicht nur '40 sondern schon viel eher. Es bedurfte eines Pearl Harbor um das zu kippen. Der Fall Englands hätte meiner Meinung nach auf keinen Fall ausgereicht, da fehlt dieses patriotische "wir wurden angegriffen, jetzt zeigen wir es denen"-element. "Vorher ist ein aktiver Kriegseintritt der USA daher nicht realistisch. Wirtschaftliche Unterstützung ist etwas anderes, ich glaube auch wenn die RN will bekommt sie jede Unterstützung für die Fortführung des Kampfes.

Aber es ist zweifelhaft, ob die RN nach dem Verlust des Mutterlandes noch energisch kämpfen würde, wenn sie allein steht. Vor allem wenn Millionen Briten "in Geiselhaft" sind. Denn die Versorgung von GB ist ja viel stärker vom Seehandel abhängig als die der Kontinentaleuropäer. Jede Aktion gegen die Deutsche Marine hätte wohl direkte Konsequenzen auf die Versorgung von England. Daher wäre auch eine "kalte" Fortführung des Krieges bzw. ein Waffenstillstand im Bereich des möglichen. Aber das sind politische Aspekte, das lässt sich wesentlich weniger vorhersagen als militärische Aktionen. Politik ist nun mal unlogisch und chaotisch.

Es stellt sich sogar die Frage, ob es ohne Amerikanische Kriegsschiffe die Konvois nach GB begleiten zum Unternehmen Paukenschlag kommen würde solange Japan nicht der Sowjetunion den Krieg erklärt. Ich persönlich glaube zwar dass es trotzdem dazu kommen würde - aber das ist Glaube, nicht mit Fakten untermauert.

Zu größeren Anfangserfolgen in der Sowjetunion: Ob die durch den Wegfall der Britischen Bedrohung im Westen freiwerdenden Divisionen reichen um die prognostizierten größeren Erfolge zu erreichen, kann ich nicht beurteilen. Aber zu bedenken wäre auch, ob die US-Unterstützung der Sowjetunion so intensiv und vor allem so schnell zustande gekommen wäre wäre GB schon gefallen? Die Lend-Lease-Lieferungen werden zwar in der sowjetischen Geschichtsschreibung heruntergespielt, aber sie waren doch wesentlich - und Ende 41 war es sehr kritisch für die Sowjetunion. Schon allein der moralische Faktor der Hilfszusagen darf da nicht unterschätzt werden.

Weiterhin: bei einer Evakuierung würde auch die Arbeit im Bletchley Park behindert und zurückgeworfen werden. Würden bei einer chaotischen Evakuierungsaktion wirklich alle wichtigen Mitarbeiter mit evakuiert werden? Selbst wenn sie noch(wie Turing) keine Erfolge vorzuweisen hatten? Käme es evtl. zu einem Bruch der Geheimhaltung und die Deutschen erfahren wie weit die Briten beim Knacken der Enigma waren(Heer und Luftwaffe waren ja schon unsicher!)? auch fehlen mit dem Wegfall GBs Horchposten welche den deutschen Funkverkehr abhören können - wichtige (auch für die Sowjetunion, diese partizipierte auch von den Erfolgen in BP) Nachrichten könnten so nicht abgehört und entschlüsselt werden.

Man kann zwar Militärische Aktionen wie in einem Kriegsspiel durchrechnen und Ergebnisse vorhersagen, aber Politik und Aufklärung sind viel chaotischer. Und gerade z.B. die Personen Turing und Welchmann - das sind die Wissenschaftlichen Äquivalente zu den militärischen Situationen wo es eben nicht egal ist welcher General die Befehlsgewalt hat.

Huszar

Hallo, Tostan,

top

ZitatDie Lend-Lease-Lieferungen werden zwar in der sowjetischen Geschichtsschreibung heruntergespielt, aber sie waren doch wesentlich - und Ende 41 war es sehr kritisch für die Sowjetunion. Schon allein der moralische Faktor der Hilfszusagen darf da nicht unterschätzt werden.
Die Lieferungen 1941 waren recht unbedeutend, und kamen in der Masse von den Engländern. Erst 1942 begann Material in Massen anzukommen, was dann in der schier unübersichtlichen Menge 1944 gipfelte.
Sprich: 1941 mussten sich die Russen fast ausschliesslich mit dem auskommen, was sie selbst herstellen konnten, der Ausfall Englands bedingt aber auch den Ausfall der minimalen Menge, die tatsächlich geliefert wurde. Ob die USA in diesem Scenario genausoviel liefern könnte, wie in Realität die USA und England zusammen, vor allem, wenn die USA auch das Rest-Commonwealth mit "durchfüttern" muss...?

mfg

alex
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Matrose71

@ Tostan

Klasse Beitrag  top

Unterschreibe ich so.

@ Alex.

die Lend Lease Lieferungen der USA von November/Dezember 1941, bis September 1942, waren entscheidend für die Rüstungswirtschaft der UdSSR, die Ernährung der Soldaten, als auch für die Komminikationsinfrastruktur/Führungsmittel und die Bildung der Reserven der Roten Armee. Ohne Lend Lease 1942 (Januar-August 1942), kein Stalingrad, da die Reserven nicht vorhanden gewesen wären (Ausrüstung), als auch die Rote Armee wohl nicht in der Lage gewesen wäre von ihrer eigenen Kommunikationsinfrastruktur/Führungsmittel, einen solch großen koordinierten Angriff ablaufen zu lassen.
Viele Grüße

Carsten

Huszar

Hallo, Carsten,

Ja, keine Frage!
Ich sprach allerdings von 1941, und da sah es mit den Lieferungen ziemlich mager aus, und die überwiegende Menge kam aus England. Müsste mal suchen, wage mich aber an 400 Kfz, etwas um die 100 Panzer, einige Hundert Flugzeuge, einigen Tausend Gewehren zu erinnern. Mit England gefallen, und den Kapazitäten (bzw das Fehlen dieser) im Rest-Commonwealth könnte von dort überhaupt nix kommen.
1942 kamen immernoch etwa 50% - wieder nach der Erinnerung -  der Lieferungen aus England, und ein beträchtlicher Anteil der Lieferungen überhaupt durch Persien. In diesem Scenario könnte aus England (oder dem Rest-Commonwealth) weiterhin nix kommen, und der Weg durch Persien wäre mit ziemlicher Wahrscheinlich auch zu. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die USA diese fehlenden 50% ersetzten könnten, da sie selbst noch kaum etwas gehabt haben, und zusätzlich das Rest-Commonwealth mit recht viel Zeugs versorgen müssten.

mfg

alex
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Matrose71

#203
Hallo Alex,

das habe ich aus dem Geschichtsforum und die sind dort in der Regel sau gut informiert und haben massenhaft Literatur:

http://www.geschichtsforum.de/f68/lend-lease-die-us-lieferungen-die-sowjetunion-1941-45-a-33799/

ZitatDas 1. Moskauer Protokoll wurde am 1.10.1941 in höchst bedrängter Lage für die Rote Armee unterzeichnet. Der deutsche Vormarsch auf Moskau wurde wieder aufgenommen, Anfang Oktober führten die Kesselschlachten von Wjasma und Brjansk eine der größten militärischen Katastrophen für die Rote Armee herbei.

Die Zusagen des Protokolls für den Zeitraum Okt41 bis Juni 1942, also für 9 Monate (bis zum erforderlichen Anschlußprotokoll):

1,5 Mio. Tonnen Weizen sowie Waren für 1 Milliarde $, darunter:
1.800 Flugzeuge (Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: etwa 12.000 Kampfflugzeeuge)
2.250 Panzer (Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: 7.700)
1.000 Flugabwehrgeschütze, darunter 152 90mm und 756 37mm ((Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: : 7.900)
5.000 Jeeps
85.000 Lastkraftwagen (die Gesamtproduktion der SU 1941-45 betrug 205.000 LKW, davon 150.000 für das Militär) (Gesamtbestand der Roten Armee an Fahrzeugen aller Art 1.1.42: 318.000)
108.000 Feldtelefone
562.000 Meilen Feld-Telefonkabel

9.000 Tonnen Panzerplatten (Gegenwert etwa 300 T-34)
30.000 Tonnen Sprengstoff Toluol und TNT
15.000 Tonnen Chemikalien

max. mögliche Anzahl Werkzeugmaschinen (industrielle Dreh-, Fräs-, Bohr- Pressmaschinen etc.), geliefert: 3.253 Stück
1.6 Mio. Paar Militärstiefel (für die Mobilisierung und den Neuaufbau der Roten Armee)
1 Mio. yards. Militärstoff
dazu kamen noch unvereinbart:
624 PSW,
rd. 100.000 MPi, (Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: 173.000)
rd. 1000 Traktoren,
45.000 Tonnen Stacheldraht etc.

Die vereinbarten Waren wurden in den 9 Monaten fast sämtlich geliefert, abzüglich einiger Kriegsverluste auf dem Transport.


Die Routen:

- Persische Route (Schiffstransporte Panama-Pazifik-Indien-Persien-Kaukasus oder Atlantik - Kap der Guten Hoffnung - Persien, Aufbau des Weges erst 1942)
- Pazifische Route (amerikanische Westküste -Wladiwostok - danach Eisenbahntransport Ural etc., Schiffslaufzeit 76 Tage für eine Lieferung plus Engpässe Eisenbahn)
- Atlantische Route (Murmansk -> der kürzeste Weg, der geringsmögliche gebundene Schiffsraum)

Für mich ist das sehr entscheidend in diesen 9 Monaten 1941/42, die für mich sehr relevanten Sachen sind fett markiert.

Die Waffen sind für mich recht nebensächlich, die LKW, der Weizen und die Industrie Maschinen, sowie die Ausrüstungsgegenstände sind entscheidend
Viele Grüße

Carsten

Huszar

Hallo, Carsten,

Genau! Etwa an solche Mengen habe ich mich auch erinnert. Hab irgendwo in Tiefen meines Rechners eine detailliertere Zusammenstellung, nach Route, Herkunftsland, auch für die anderen Jahre. Müsste es suchen...

Aber auch diese Zusammenstellung geht an den Fragen vorbei:
was wurde noch 1941 geliefert?
welchen Anteil hatte England an diesen Lieferungen?
was hätte nach einem Ausfall Englands geliefert werden können?
Fragen 2 und 3 auch für 1942, dazu noch:
Was hätte nach dem Ausfall der persischen Route und dt. Basen auf den Orkneys, Shetland und Faeröers geliefert werden können?  :-D
(wenn ich mich recht irre, wurden für den Sommer 1942 die Lieferungen auf der Nordroute eingestellt, weil die Bedrohung durch KM und LW als zu gross eingestuft wurden)

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Huszar am 26 Juni 2015, 19:12:00
(wenn ich mich recht irre, wurden für den Sommer 1942 die Lieferungen auf der Nordroute eingestellt, weil die Bedrohung durch KM und LW als zu gross eingestuft wurden)
Ja, Du irrst Dich recht  :-D
Die Lieferungen wurden im Sommer 43 eingestellt.
Im Sommer 1942 liefen noch PQ.17 und PQ.18
Die Bedrohung hatte sich nicht wesentlich verändert (plus Scharnhorst), aber viele alliierte schwere Schiffe wurden im Mittelmeer eingesetzt (Invasion von Sizilien).

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

t-geronimo

Plus Konzentration der Eskorten auf den Atlantik nach dem blutigen März 1943.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Matrose71

#207
Hallo Alex,

kurze Antwort, bei deinem entwickelten Szenario, kommen entweder gar keine Güter in die UdSSR oder ein Bruchteil über Wladiwostok, Tostan hat die Gründe schon ausführlich dargelegt und man darf nicht vergessen, dass die Russen nicht zahlen können.
Die ganze Sache wurde auf energisches betreiben der Briten überhaupt erst möglich und Stalin hat sich ganz schön geziert.

Bei deinem Szenario ist aber GB Ende 1940 Anfang 1941 aus dem Spiel und hat gänzlich andere Probleme und Sorgen, als sich um die kommunistischen Russen zu kümmern. Desweiteren muss die USA jetzt dem gesamten Commonwealth sehr kräftig unter die Arme greifen, Australien ist bei dem strategischen Spiel mit Japan jetzt um so wichtiger.
Genauso wie die USA (panamerikanische Sicherheitszone), könnte auch Deutschland eine paneuropäische Sicherheitszone ausrufen, die das Nordpolarmeer und Island mit einschließt.
Ob die USA wirklich Lust haben sich mit der KM (stationiert im Norden Schottlands) und vor allen dingen mit dem BdU im Nordpolarmeer ohne Not und Kriegserklärung anzulegen, wenn England gefallen ist, wage ich stark zu bezweifeln. Die persische Route ist nach deinem Szenario auch dicht.

Außerdem würde die UdSSR nach dem Fall Englands, der Versorgung des Commonwealth und den Japanern in der Prioritäten Liste ganz unten bei den USA stehen.
Viele Grüße

Carsten

Tostan

Zitat von: Matrose71 am 26 Juni 2015, 21:49:12
kurze Antwort, bei deinem entwickelten Szenario, kommen entweder gar keine Güter in die UdSSR oder ein Bruchteil über Wladiwostok, Tostan hat die Gründe schon ausführlich dargelegt und man darf nicht vergessen, dass die Russen nicht zahlen können.
Die ganze Sache wurde auf energisches betreiben der Briten überhaupt erst möglich und Stalin hat sich ganz schön geziert.

Man darf auch nicht den moralischen Faktor der Hilfszusagen vergessen. Da stand einiges auf der Kippe - Stalin saß schon auf gepackten Koffern als die Zusagen kamen. Daher besteht eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass Moskau fallen wird, kommt gar nichts an.  Gleich hinter Moskau sind wieder große Industriestädte wie Gorki(Nischni Nowgorod) die dann ebenfalls bedroht sind.

Weiterhin wurden ja, wie Matrose71 schon schrieb, diese Lieferungen, wie auch allgemein die "Hitler first"-Strategie der Alliierten erst auf energisches Drängen von Churchill Realität. In diesem Szenario - was kann Churchill noch durchsetzen in seiner Position? Ich glaube, FDR wird wohl dem Drängen seiner Bürger nachgeben und mit aller Härte gegen die Japaner zuschlagen. Könnte er versuchen, gegenüber den Briten eine "Japan first" Strategie durchzusetzen, nachdem in GB ah alle Messen gesungen sind? Immerhin sind im Pazifik auch britische Kolonien bzw. ex-Kolonien bedroht die nun für die RN von enormer Wichtigkeit sind.
Ok, dann kann es so weit sein, dass 1943 die Japaner entscheidend geschlagen sind, Japan aber bei weitem noch nicht besetzt ist. Das müsste genau durchgerechnet werden ob sich durch die Konzentration der Ressourcen dort der Krieg so beschleunigen könnte. Vor allem wenn die Reste der RN mit eingesetzt werden, könnten durchaus einige kritische Engpässe überwunden werden - ich glaube mich zu erinnern, dass es Zeiten gab, da war Big E der einzige einsatzbereite Flottenträger der Amis im Pazifik. Nichts desto trotz wäre eine Invasion der Japanischen Hauptinseln (ende 43 in Reichweite?)ohne A-Bombe enorm verlustreich - evtl. wäre da dann eine Blockade mit viel mehr konventionellen Bombenangriffen denkbar.

In Huszars Aufsatz kommt die Situation in GB und allgemein der Nordatlantik etwas kurz. Wie geht es weiter in GB nach Abschluss der Invasion? Eduard wird vermutlich wieder als König eingesetzt, die Briten sind extrem von Lieferungen aus ihren Kolonien abhängig. Eine extreme Hungersnot durch Ausfall dieser Lieferungen droht. Wird die RN da de facto einem (evtl. ungeschriebenen) Waffenstillstand zustimmen? Fast jeder Soldat hat wohl Familie im Mutterland! Oder werden sie "jetzt erst recht" kämpfen, egal wie viele Briten spätestens im Winter 41/42 verhungern und erfrieren werden? Wenn Waffenruhe, hat die USA natürlich mehr Möglichkeiten, Japan schneller zu besiegen.

Was wird mit Island passieren? Wird die RN es "requirieren" um den Kampf fortzusetzen? Oder kommt es eher unter "US-Protektorat" mit Flottenbasis etc? Zweiteres hätte den Vorteil, es ist(USA ist ja noch neutral) nicht sofort Angriffsziel.

Weiterhin noch mal zu Bletchley Park: Ungeachtet dessen ob Koryphäen wie Welchmann und Turing evakuiert werden, wird es doch langfristig schlechtere Ergebnisse liefern. Die komplette Behörde muss neu aufgebaut werden, Festlandnahe Empfänger gehen verloren, und ob die Ressorurcen für ein Kanadisches BP der Größe vorhanden sind? Allerdings glaube ich nicht, dass es zum extremen Bruch der Geheimnisse kommt - Siehe Invasion in Polen und Polnische Erfolge.

Zitat von: Matrose71 am 26 Juni 2015, 21:49:12
Ob die USA wirklich Lust haben sich mit der KM (stationiert im Norden Schottlands) und vor allen dingen mit dem BdU im Nordpolarmeer ohne Not und Kriegserklärung anzulegen, wenn England gefallen ist, wage ich stark zu bezweifeln. Die persische Route ist nach deinem Szenario auch dicht.

Ich glaube, das es auch in dem Szenario zu Paukenschlag kommen würde. Der Glaube ist begründet im allgemein bekannten Gröfazschen Größenwahn. Aber das wären nur Nadelstiche im Vergleich zu Pearl Harbor - Fazit US wäre mit D offiziell im Kriegszustand aber wohl ohne ernsthafte Kampfhandlungen.

Huszar

Hallo, Tostan,

Vielen Dank für deine Antwort!

Japan und Pazifik: da hab ich mir bisher noch relativ wenig Gedanken darüber gemacht - bin erst knapp bis Oktober an der Ostfront und Januar 42 in Afrika  :-D Hängt aber sehr viel davon ab, ob die Japaner den Raid in den Indischen Ozean machen würden (nicht zwei, sondern 4 Träger im Korallenmeer), und wie viel Glück die Amis haben (Torpedierung Saratoga im Januar, Treffer auf Yorktown im Mai, Midway, usw). Ich halte es aber für schwer, noch 43 in Reichweite der Hauptinseln zu kommen, auch, wenn die RN irgendwie dazu überredet werden könnte, da mitzumachen (bestenfalls 2-3 Flottenträger vorhanden - OHNE Flieger!!). Problematischer wäre eher die Ölversorgung. Golfregion weg, niederländisch Ost weg, wahrscheinlich mehrere Tanker während Seelöwe weg, bleiben die Quellen in den Amerikas und in der Masse die US-Tanker. Die habens damals ausgerechnet (nur auf die Golfregion bezogen), dass etwa 10% Beeinträchtigung auftauchen würde.

England und Atlantik: wie sich die Situation in England entwickelt, ist eher nebensächlich. Bin mir sicher, dass sich irgendwelche Trittbrettfahrer finden werden, die mitmarschieren würden. Dtl konnte überall solche finden - selbst in Jugoland und Griechenland. Halte es indessen für unwahrscheinlich, dass es zu einer grossen Hungersnot kommt, auch wenn sich die Menschen nicht unbedingt gut versorgt werden würden. Wie in Frankreich würden sich wahrscheinlich um einen Job (mit Bezahlung und Verpflegung) bei der deutschen Behörde reissen. Island wäre wichtiger, werde da auch noch 1-2 Absätze mit reinschreiben - Danke für den Tip!  :-D Kurz: die Insel wäre mM für die Engländer absolute Priorität, wäre der letzte Punkt, von wo aus zumindest ansatzweise ein Luft(und See)Krieg gegen Dtl möglich sein würde, bzw als zukünftiger Absprungpunkt für eine Gegenoffensive. Eine US-Besetzung wäre vor dem Kriegseintritt wahrscheinlich ein politischer Supergau für jeden, der das in Erwägung ziehen würde. In Realität konnte man sich die Besetzung leisten, England war ja noch mit von der Partie, und die Insel lag doch ziemlich abseits. Hier...? England weg, Insel an der Front.

Paukenschlag: Sehe keinen Grund, weshalb Hitler den Krieg, wie gehabt, nicht erklären würde. Der Paukenschlag wäre indessen sogar noch "lauter", als in Realität. Keine U-Boote im Mittelmeer, keine scharfe Geleitzugsschlachten um England und auf der Nordroute, usw. Es wäre möglich, sogar die Typ VII an die Ostküste zu schicken (Milchkühe, irgendwelche Frachter, die im Atlantik positioniert werden, oder mit den Faeröers als Basis.

mfg

alex
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