Deutsche Schlachtschiffe als Raider gegen Geleitzüge

Begonnen von J.I.M, 15 März 2017, 18:17:11

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Matrose71

#105
Moin ihr Beiden,

ja sehr wichtig wäre ein Flottenchef der Handlungsfreiheit hat, und gleichzeitig den Mumm hat, sich auf taktische Situationen einzulassen, was nicht heißt das er blindlings drauflos stürmen soll, sondern wenn es die taktische Möglichkeit hergibt, die Situation zu nutzen, dem Gegner Schaden zu zufügen.

Leider geben nun nicht so viele Bücher, Aufschluss über die Fähigkeiten deutscher Seeoffiziere, wie es sie z.B. über Heeresgeneräle gibt. Bei Marschall und Hoffmann habe ich persönlich zumindestens den Eindruck auf grund des gelesenen, dass sie durchaus bereit waren, etwas zu riskieren und gleichzeitig dafür auch die Verantwortung zu tragen, was bei anderen eher nicht so zum Vorschein kam, zumindestens das riskieren blieb auf der Strecke, aus Angst vor den Konsequenzen der Vorgesetzten. Wenn man sich überlegt, dass Rommel praktisch vom Landen in Afrika bis zur Niederlage in Afrika seine Division, später Korps und Armee ständig komplett riskiert hat, um zu gewinnen, ist das schon ein riesiger Unterschied, obwohl ich weiß, dass der Vergleich etwas hinkt.

Und es gibt nun einen alten militärischen LEITSPRUCH, der für jede Waffengattung auch heute noch gilt, Klotzen NICHT Kleckern!

@ Alex

Also bei Operationen im Nordmeer, sehe ich zumindestens bei 7-8 Monaten im Jahr die deutschen Zerstörer mit von der Partie, die Ausflüge haben sie ja auch in der Realität gemacht, also man hätte was dabei, was die gegenerischen Torpedoträger beschäftigt, außerdem ist ein Hipper Kreuzer mit seiner schnell schießenden SA, für Torpedoträger eine andere Hausnummer als 28er.


Allerdings setzt eine soclche Taktik und Strategie auch vorraus, dass die Schiffe und Besatzungen üben und trainieren, ihre Aufgaben in einem solchen Kampfverband wahrzunehmen und das geht nicht von heute auf morgen und da sehe dann schon Defizite bei der KM.
Viele Grüße

Carsten

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 14:08:10
Urs, wenn du deine Schiffe aus Furcht vor einer Versenkung praktisch nur vor der eigenen Haustür einsetzen willst, wäre es weit billiger, gleich komplett auf eine Flotte zu verzichten.
Wieso habe ich den Eindruck, daß Du versuchst, mich mißzuinterpretieren ?
Ich habe lediglich auf ufos hypothetische Frage geantwortet, daß mir ein Zusammenfassung aller schweren Schiffe im Nordmeer im Rahmen einer deutschen Gesamtstrategie am sinnvollsten erscheint.


Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 14:08:10
Ideal wären mM eher gewesen, zwei Kampfgruppen aufzubauen, jeweils ein Schlachtschiff, ein Schlachtkreuzer und ein schwerer Kreuzer. Noch idealer wäre es gewesen, wenn man diesen Kampfgruppen jeweils 1-2 Leichte Kreuzer und 3-4 Dieselzerstörer beigeben hätte können, und wenn drei solche Kampfgruppen aufgebaut hätten werden können.
Es gabe den Ansatz zu einer solchen Kampfgruppe mit "Berlin". Das hat nicht wirklich funktioniert.
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde seitens der Skl. oder Gruppe West eine - zeitlich mögliche - Zusammenarbeit der SH/GU-Gruppe mit Hipper sogar ausdrücklich abgelehnt (Quelle ?)


Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 14:08:10
Wenn man aber schon mit den vorhandenen Schiffen haushalten muss, dann bitte voller Einsatz.
Dieser Satz enthält einen Widerspruch in sich : entweder haushalten oder voller Einsatz.



Zitat von: Matrose71 am 26 März 2017, 14:32:28
Also bei Operationen im Nordmeer, sehe ich zumindestens bei 7-8 Monaten im Jahr die deutschen Zerstörer mit von der Partie, die Ausflüge haben sie ja auch in der Realität gemacht, also man hätte was dabei, was die gegenerischen Torpedoträger beschäftigt, außerdem ist ein Hipper Kreuzer mit seiner schnell schießenden SA, für Torpedoträger eine andere Hausnummer als 28er.
Danke für die mir dazu abgenommene Antwort :TU:)


Zitat von: Matrose71 am 26 März 2017, 14:32:28
Allerdings setzt eine soclche Taktik und Strategie auch vorraus, dass die Schiffe und Besatzungen üben und trainieren, ihre Aufgaben in einem solchen Kampfverband wahrzunehmen und das geht nicht von heute auf morgen und da sehe dann schon Defizite bei der KM.
Deswegen schrieb ich ja : ab FHQ-Befehlsgebung zum Feldzug gegen die Sowjetunion (31.7.40) Zusammenfassung und Einübung der schweren Schiffe in Norwegen spätestens ab Anfang 1941, ggf unter Verzicht auf "Berlin".

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

DST

Zitat von: Urs Heßling am 24 März 2017, 19:13:58
moin,

Zitat von: DST am 24 März 2017, 18:34:46
eine Entscheidungsschlacht und du fährst mit 4 deutschen BB/BC gegen 20 englische ?
Nimm doch die Panzerschiffe und schweren Kreuzer auch alle mit
dann könnte England seine 20 schweren Kreuzer mitbringen.
Wo sollen, bitte, 20 britische Schlachtschiffe oder 20 schwere Kreuzer herkommen ??

Nehmen wir doch einmal an, die Kriegsmarine hat "Berlin" nicht oder nur mit Rückkehr nach Norwegen und "Rheinübung" nicht durchgeführt, um gemäß FHQ-Weisung ihre schweren Schiffe on Nordnorwegen zu konzentrieren, um Landungsversuche abweisen und evt. Geleitverkehr nach Murmansk sperren zu können.
Im Herbst 1941 -  vor Kriegserklärung der USA - stehen dort zur Verfügung :
Scharnhorst, Gneisenau, Bismarck, Tirpitz , Admiral Scheer und Prinz Eugen
Der RN hat PoW und Repulse nach Singapore entsandt.
Im Indik stehen x Schlachtschiffe der R-Klasse
Im Mittelmeer stehen Queen Elizabeth, Valiant, Barham.
Warspite wird in den USA repariert, Nelson in GB
Damit stünden für die Home Fleet zur Verfügung :
KG V, DoY (beide 28 kn), Malaya (24 kn), Rodney (22 kn), evt 1-2 R-Klasse (22 kn)
EDIT + Hood und Renown (beide 30 + kn)

Mit 2:1, nicht 5:1 .. noch keine überwältigende Übermacht, besonders angesichts der Geschwindigkeitsunterschiede.
Bei den schweren Kreuzern sähe es natürlich wesentlich besser für die RN aus.

Natürlich hast du Recht damit ,das ein großer Teil  der RN quer über den Erdball verteilt war.
Aber ich hasse diese "Was wäre wenn " Geschichten wo Deutschland alles anders macht ,
aber beim Gegner alles so bleibt wie real geschehen.
Und wenn Deutschland seine ganze Marine zusammen zieht haben die Engländer das recht das auch zu tun. 8-)
Und eine etwas andere Resourcenverteilung vorraus gesetzt , dann wären evtl alle KGV fertig.
Und 15 alte Schlachtschiffe + 5 neue sind halt 20 :angel:

Die 20 schweren Kreuzer habe ich von Wiki , hatte gerade nix anderes , für die gilt aber das gleiche
wie oben. Und Deutschland hat seine 5 Hipper auch nie fertig bekommen, die dürfen aber trotzdem alle mitfahren.
Es würde nix ändern am Ergebnis. England könnte immer mehr Schiffe aufbringen als die KM.

Zitat von: Urs Heßling am 24 März 2017, 19:13:58
Zitat von: DST am 24 März 2017, 18:34:46
Einen überlegenen Gegner zu bekämpfen, geht nur durch die Guerillataktik.
Da dürften Feldherrn und Generäle wie Friedrich der Große, Hindenburg, Manstein und Rommel anderer Meinung sein.

Abgesehen davon, "Guerillataktik auf See" bedeutet : Hilfskreuzer.
Damit wäre ich sehr einverstanden.

Gruß, Urs

Hilfskreuzer ..... ja geht auch.
Ich dachte mehr an U-Boote aber eine Kombination von beiden ist auch sehr schön.
Die Hilfskreuzer könnte man gleichzeitig als Versorger nutzen.
Aber ich tippe darauf das das so geschehen ist oder ?

mfg dirk

Huszar

Hallo, Carsten,

ZitatAllerdings setzt eine soclche Taktik und Strategie auch vorraus, dass die Schiffe und Besatzungen üben und trainieren, ihre Aufgaben in einem solchen Kampfverband wahrzunehmen und das geht nicht von heute auf morgen und da sehe dann schon Defizite bei der KM.
Nun, man sitzt entweder in einem norwegischem Fjord, und wartet auf den Einsatz, oder man fährt in der Ostsee übungen. Beides gleichzeitig geht ja nicht  :-D
Hier haben wir ja das Problem, dass man in fünf Jahren keine Marine (und gleichzeitig Luftwaffe und Armee) aufbauen kann. Eine ideale Kriegsmarine hätte etwa das Doppelte oder Dreifache sein müssen, um eine Kampfgruppe einsatzbereit zu haben, während der Rest wirklich eingeübt wird.

ZitatWenn man aber schon mit den vorhandenen Schiffen haushalten muss, dann bitte voller Einsatz.
Dieser Satz enthält einen Widerspruch in sich : entweder haushalten oder voller Einsatz.
Wenn man aber schon mit den vorhandenen Schiffen auskommen muss, dann bitte voller Einsatz. Besser?

ZitatIch habe lediglich auf ufos hypothetische Frage geantwortet, daß mir ein Zusammenfassung aller schweren Schiffe im Nordmeer im Rahmen einer deutschen Gesamtstrategie am sinnvollsten erscheint.
+
ZitatDeswegen schrieb ich ja : ab FHQ-Befehlsgebung zum Feldzug gegen die Sowjetunion (31.7.40) Zusammenfassung und Einübung der schweren Schiffe in Norwegen spätestens ab April 1941, ggf unter Verzicht auf "Berlin".
Was nützt dir eine Kampfgruppe in La Spezia Tromsö, wenn du die Schiffe eh nicht einsetzt? Haben wir in Realität gesehen: die Existenz der deutschen Kampfgruppe hat die Engländer nicht davon abgehalten, Geleitzüge nach Murmansk zu schicken.
Nebenbei: Das England (und später die USA) so viel Zeugs nach Russland schicken, war damals nicht absehbar. Wieso eine Kampfgruppe in Norwegen aufbauen, wenn man sowieso nicht mit Geleitzügen rechnet? Dervish lief ja erst am 21.08.1941 aus Island aus, danach pro Monat eines.

Wenn schon unbedingt ein Einsatz im Nordmeer, dann bitte eine Landung an der Fischerhalbinsel, vor Murmask, oder sonstwas. Dazu sind aber keine Schlachtschiffe/Kreuzer nötig...
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Urs Heßling

#109
moin,

Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 15:16:02
Was nützt dir eine Kampfgruppe in La Spezia Tromsö, wenn du die Schiffe eh nicht einsetzt?
Du liest meine Beiträge nicht genau (seufz)
Von "nicht einsetzen" habe ich NIE geschrieben, genau das Gegenteil :
Zitat von: Urs Heßling am 26 März 2017, 13:51:25
... und incl. eines Verbandsbefehlshabers, der den Mumm hat, die Schiffe auch einzusetzen


Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 15:16:02
die Existenz der deutschen Kampfgruppe hat die Engländer nicht davon abgehalten, Geleitzüge nach Murmansk zu schicken.
Doch : im Sommer 1943 (und da waren es nur 2 Schlachtschiffe)


Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 15:16:02
Wenn schon unbedingt ein Einsatz im Nordmeer, dann bitte eine Landung an der Fischerhalbinsel, vor Murmask, oder sonstwas. Dazu sind aber keine Schlachtschiffe/Kreuzer nötig ...
Dazu schrieb ich schon
Zitat von: Urs Heßling am 23 März 2017, 12:00:32
Über "Raider"-Strategie hinaus : Ein solcher Verband hätte eine örtliche Seeherrschaft im Nordmeer herstellen, Nachschub über die Nordostpassage nach Murmansk verhindern und mit umfangreichem Landzielbeschuß beim deutschen Vorgehen an Land gegen die Fischer-Halbinsel unterstützen können.
.. und die deutschen Kreuzer mit 20 cm und Panzerschiffe mit 28 cm haben in einer "umgekehrten" Situation bei Sworbe 1944 mit ihrem Landzielbeschuß sehr wohl etwas bewirken können.


Wie Du sehen kannst, versuche ich, meine Hypothesen mit Fakten zu untermauern :angel:


Gruß, Urs

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Urs Heßling

moin, Dirk

Zitat von: DST am 26 März 2017, 15:10:10
Aber ich hasse diese "Was wäre wenn " Geschichten wo Deutschland alles anders macht ,
aber beim Gegner alles so bleibt wie real geschehen.
Sehr einverstanden  :O/Y


Zitat von: DST am 26 März 2017, 15:10:10
Und wenn Deutschland seine ganze Marine zusammen zieht haben die Engländer das recht das auch zu tun. 8-)
Ja .. aber sie haben eben als "Kolonialerbe" auch "Verpflichtungen" im Mittelmeer und in Fernost
(Deswegen hatten sie ja 15 Schlachtschiffe)


Zitat von: DST am 26 März 2017, 15:10:10
Und eine etwas andere Resourcenverteilung vorraus gesetzt , dann wären evtl alle KGV fertig.
Und 15 alte Schlachtschiffe + 5 neue sind halt 20 :angel:
Na ja .. von den 15 wäre zumindest die Royal Oak schon abzuziehen  :wink:


Zitat von: DST am 26 März 2017, 15:10:10
Es würde nix ändern am Ergebnis. England könnte immer mehr Schiffe aufbringen als die KM.
So ist es.


Zitat von: DST am 26 März 2017, 15:10:10
Ich dachte mehr an U-Boote aber eine Kombination von beiden ist auch sehr schön.
Die Hilfskreuzer könnte man gleichzeitig als Versorger nutzen.
Aber ich tippe darauf das das so geschehen ist oder ?
Ja ... mehrere Male, aber nicht nur zum Vorteil, denn möglicherweise wurde das Treffen Atlantis / U 126, das zum Verlust des Hilfskreuzers führte, über ULTRA entschlüsselt.


Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Bergedorf

Zitat
Zitat von: Huszar am Heute um 15:16:02

Wenn schon unbedingt ein Einsatz im Nordmeer, dann bitte eine Landung an der Fischerhalbinsel, vor Murmask, oder sonstwas. Dazu sind aber keine Schlachtschiffe/Kreuzer nötig ...


Dazu schrieb ich schon


Zitat von: Urs Heßling am 23 März 2017, 12:00:32

Über "Raider"-Strategie hinaus : Ein solcher Verband hätte eine örtliche Seeherrschaft im Nordmeer herstellen, Nachschub über die Nordostpassage nach Murmansk verhindern und mit umfangreichem Landzielbeschuß beim deutschen Vorgehen an Land gegen die Fischer-Halbinsel unterstützen können.


.. und die deutschen Kreuzer mit 20 cm und Panzerschiffe mit 28 cm haben in einer "umgekehrten" Situation bei Sworbe 1944 mit ihrem Landzielbeschuß sehr wohl etwas bewirken können.

Moin,

zum Unternehmen Wiesengrund (Fischerhalbinsel) hatte ich letztes Jahr eine interessante Akte in Freiburg gelesen. Fazit: Weder Mariene noch Heer hatten wirkliches interesse an dem Unternehmen. Sie meinten das zu viel Aufwand für einen zu geringen Ertrag hätte aufgewendet werden müssen. Gerade das Heer war mit der kruzen Front im Flaschenhals sehr zufriedem und hatte keine Lust mit den behrenzten Kräften da oben die gesamte Halbinsel vereteidigen zu müssen.

Gruß

Dirk

Huszar

Wenn man die Norwegen-Kampfgruppe einsetzen will, wird man sie einsetzen - egal, ob da nur Tirpitz und 1-2 Kreuzer stehen, oder die gesammte 1wk-Hochseeflotte. Hat man aber nicht gewollt, somit wäre auch die Super-Kampfgruppe nicht eingesetzt worden.

ZitatDoch : im Sommer 1943 (und da waren es nur 2 Schlachtschiffe)
Husky sagt dir aber etwas? Das nicht-Fahren der Geleitzüge hatte weniger mit der dt. See-Kampfgruppe, als mit anderen Verpflichtungen und der dt. Luftwaffe zu tun. Erneut: nicht die italienische Schlachtflotte in La Spezia hat ein Befahren des Mittelmeers verhindert, sondern die Luftstreitkräfte und leichte Einheiten in Sizilien...

Das alles Ändert aber nicht an der Tatsache, dass deutscherseits mit keinen bedeutenden Lieferungen an Russland vor Feldzugsende gerechnet wurde. Und an der Tatsache, dass der erste Geleitzug erst Ende August auslief. Wenn man unbedingt gewollt hätte, hätte man bis Herbst - als die Geleitzüge anfingen zu laufen - Tirpitz, Scheer, Nürnberg, Köln und Emden nach Norwegen verlegen können (ohne T-treffer auch Lützow, und mit etwas gutem Willen auch Hipper). Eine solche Kampfgruppe reicht doch bei weitem - wenn man halt gewillt ist, sie einzusetzen. Falls der Wille nicht da ist, können weitere 3-4 grosse Einheiten dort stehen, eingesetzt würden sie aber nicht...
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

ede144

Ich will da nochmal zwischen "wollen" und "können" unterscheiden. Selbst wenn man immer gewollt hätte, war die Versorgungslage mit Treiböl immer so knapp, dass da wenig bis gar nicht geübt und eingesetzt werden konnte.

Benjamin

Zitat von: ede144 am 27 März 2017, 09:38:17
Ich will da nochmal zwischen "wollen" und "können" unterscheiden. Selbst wenn man immer gewollt hätte, war die Versorgungslage mit Treiböl immer so knapp, dass da wenig bis gar nicht geübt und eingesetzt werden konnte.

Wann ist denn "immer"? Im Grunde müssten wir ja hier die reale Versorgungslage zugrunde legen und dann mal gegenrechnen, was da für gemeinsame Übungen (Mit welchen Schiffen) durchführbar bzw notwendig waren. Wenn ich da jetzt an das "kuddelmuddel" in der Baltenflotte mit all den unterschiedlichen Ausbildungszuständen + Ausrüstungsunterschieden der Schiffe + Schiffsbesatzungen denke, sehe ich da großen Bedarf. Wenn jedoch Rheinübung ausfallen sollte, stehen auf einmal noch BS+PG in der Ostsee zur Verfügung. Zur Zeit der Baltenflotte ab September '41 dann vermutlich mit einem (für die KM) sehr guten (?) Ausbildungsstand - zumindest ähnlich zum tatsächlichen Ausbildungsstand der beiden Schiffe im Mai 41. Stellt sich hier die Frage, nach der Zusammensetzung der Baltenflotte (und ggf. früheren Einsatz?) - diese Zusammensetzung könnte man dann mE auch als Zusammensetzung für eine "Norwegenkampfgruppe" sehen ("Baltenflotte" dann quasi als grundlegende Übung für gemeinsame Operationen). Dann passt auch der zeitliche Rahmen einigermaßen.

Stellt sich mir noch die Frage, ab wann die SKL die Konvois nach Russland "auf dem Schirm" hatte - so oder so sehe ich jedoch eine Verlegung der dicken Schiffe nach Norwegen nicht früher als um den Jahreswechsel 41/42 als realistisch an - etwas früher als damals die Verlegung der TP nach Norwegen. Was machen in der Zeit SH und GU in Brest? Sich weiter kaputtbomben lassen? ^^

Frühjahr '41: "Berlin" - SH und GU in Brest
Mai '41: Rheinübung findet nicht statt (warum auch immer... )
Mai '41 - September '41: "Baltenflotte" - Zusammensetzung je nach Start der Operation
Ab August '41: Start der Konvois nach Russland.
Ende 41 / Anfang 42: Verlegung BS+TP+PG (SC?) nach Norwegen
If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.

Sarkas

Hinsichtlich der Bedrohung der Schlachtschiffe durch Torpedos: Es macht schon einen Unterschied, ob ein einzelnes Schlachtschiff einen gesicherten Konvoi angreift oder ein kompletter Verband.

Das Dilemma der Raider-Strategie lässt sich doch mathematisch leicht zusammenfassen: Ein einzelner Raider wird vom Gegner versenkt, ohne etwas zu leisten (Eingesetzte Schiffe / Überlebende Schiffe / Erfolgreiche Schiffe = 1/0/0). Setze ich vier Schiffe gleichzeitig ein (Durchbruch zusammen, weiterer Einsatz getrennt), wird auch eines versenkt, die anderen drei können unbehelligt operieren (4/3/3). Beim nächsten Durchlauf habe ich nur noch drei Schiffe (3/2/2), beim nächsten nur noch zwei (2/1/1), beim nächsten nur noch eines (1/0/0). Dieses Spiel kann am Ende nicht gut ausgehen, es ist nur umso effektiver, je mehr Schiffe ich am Anfang habe. Was die KM hinbekommen hat, war 1/0/0 (Bismarck), möglich wäre zumindest 4/3/3 gewesen. Deshalb nochmal: Die Raider-Taktik lebt von der Diversion und damit auch davon, dass ich die eigenen, unvermeidlichen Verluste ausgleichen kann.

Ralf

Aus meiner Sicht machten Raider - egal welche Schiffsklasse - nur am Anfang Sinn... Und da denke ich, hat die Kriegsmarine wirklich tapfer gekämpft ohne wirklich eine Aussicht auf Erfolg, bzw. einen Sieg...
Später, durch die technische Weiterentwicklung und dem Eintritt der USA nebst ihrer industriellen Möglichkeiten, war es ja nur ein Frage der Zeit, bis alle Raider aufgespürt und versenkt waren. TP war ja nur sicherer, weil Norwegen in deutscher Hand war und - zumindest auf dem Papier - eine eigene Luftwaffe das Schiff im Hafen schützen konnte, was sie ja auch nicht konnte, wie wir alle wissen.

Selbst mehrere Handelsstörer - seien es BB, CL oder HSKs - in den Häfen in Frankreich, wären früher oder später Opfer der Royal Navy oder US-Navy oder derer Flugzeuge mit Radar geworden. Können wir ja gut sehen ab der Säuberung des Atlantiks von deutschen U-Booten...

Ist es dann nicht egal, wie geeignet ein BB gegen Geleitzüge war/ist? Wie lange hätte es denn halten müssen/können? Wann wäre England fertig gewesen?

Mit der Flotte die die KM hatte, keine Chance... Und auch mit einer größeren nach dem Eintritt der USA noch weniger...
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 19:29:53
Husky sagt dir aber etwas?
Ist das mehr als eine rhetorische Frage an einen Mitarbeiter der "Chronik" ?  :-D

Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 19:29:53
Das nicht-Fahren der Geleitzüge hatte weniger mit der dt. See-Kampfgruppe, als mit anderen Verpflichtungen.
Das "weniger" ist Deine persönliche Meinung, die beiden Faktoren addierten sich, ja.
In jedem Fall ist damit klar, daß
Zitat von: Huszar am 26 März 2017, 15:16:02
die Existenz der deutschen Kampfgruppe hat die Engländer nicht davon abgehalten, Geleitzüge nach Murmansk zu schicken.
nicht stimmte.


Zitat von: ede144 am 27 März 2017, 09:38:17
Selbst wenn man immer gewollt hätte, war die Versorgungslage mit Treiböl immer so knapp, dass da wenig bis gar nicht geübt und eingesetzt werden konnte.
Ja, endlich ein gutes Contra-Argument top  .. ob das immer nun stimmt oder nicht.

Ein weiteres, gutes Argument wäre : ein solcher Verband (4 Schlachtschiffe, 2 Schwere Kreuzer, ggf. 1 Panzerschiff) hätte, besonders wenn er sich teilt und/oder wenn ein Troßschiffverband zur Ölversorgung mit in See geht, zu wenig Zerstörer und die, die er hat, haben a) zu viele Probleme mit den Antriebsanlagen und b) zu wenig U-Jagd-Erfahrung und -kapazität.
(Insgesamt hatte die KM im Herbst 1941, ohne Berücksichtigung der Instandsetzungslage, 18 Zerstörer, und Lody und Galster hatten Tridents Angriff im August nicht verhindern können.)


Zitat von: Benjamin am 27 März 2017, 10:16:33
.. Was machen in der Zeit SH und GU in Brest? Sich weiter kaputtbomben lassen? ^^
...
Frühjahr '41: "Berlin" - SH und GU in Brest
Ein Teil meiner hypothetischen Strategie war ja gewesen, daß SG/GU mit Abschluß  "Berlin" nach Norwegen zurückkehren, im Zeittakt mit Scheer und Hipper.


Ich vermisse seitens der Kritiker weitere eigene Alternativen zu der eher defensiven Flottenkonzentration in Nordnorwegen als Alternative zur tatsächlich erfolgten Strategie.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Benjamin

Zitat von: Urs Heßling am 27 März 2017, 12:54:02

Zitat von: Benjamin am 27 März 2017, 10:16:33
.. Was machen in der Zeit SH und GU in Brest? Sich weiter kaputtbomben lassen? ^^
...
Frühjahr '41: "Berlin" - SH und GU in Brest
Ein Teil meiner hypothetischen Strategie war ja gewesen, daß SG/GU mit Abschluß  "Berlin" nach Norwegen zurückkehren, im Zeittakt mit Scheer und Hipper.

Stimmt - das hatte ich vorhin vergessen.  :MG: Aber auch hier muss man sich die Frage stellen, in wie weit die Schwestern ungeschoren durch die Bewacherlinien Richtung Norwegen gekommen wären. In der Chronik wird ja geschrieben:

Zitat
17.– 28.3.1941
Nordatlantik
Operation »Berlin«: Britischer Vorstoß gegen dt. Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau. Zur Sicherung der Island-Faroer-Passage sollen die Schlachtschiffe Rodney (am Konvoi HX.114) und King George V (am Konvoi HX.115) die Home Fleet mit Schlachtschiff Nelson, Kreuzer Nigeria und 2 Zerstörern, die dort vom 17.3. bis 20.3. patroulliert, verstärken.

If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.

Sarkas

Zitat von: Urs Heßling am 27 März 2017, 12:54:02
Ich vermisse seitens der Kritiker weitere eigene Alternativen zu der eher defensiven Flottenkonzentration in Nordnorwegen als Alternative zur tatsächlich erfolgten Strategie.

Das wurde doch schon angedeutet. Will man Konvois im Nordatlantik bekämpfen, so können das Scharnhorst und Gneisenau von Brest aus viel besser als die Bismarck von Norwegen aus. Der Unterschied zu "Rheinübung" wäre nur, dass SH+GN eingesetzt werden (die Operation also wohl etwas später stattfindet), und dass die Befehle für Lütjens lauten, er solle zwar einen Durchbruch versuchen, aber bei Entdeckung wieder nach Norwegen umkehren. Die Bismarck ist nur die Ablenkung, die Arbeit machen SH+GN.

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