Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII

Begonnen von Matrose71, 09 August 2014, 17:08:26

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Gabler

Kuriosum am Rande: Unternehmen "Tanne-Ost", Prinz Eugen liegt in der Nacht vom 15.09. auf 16.09.44 vor der estnischen Insel Hogland, um die Rückeroberung zu unterstützen, nachdem Finnland zwei Wochen zuvor die Fronten gewechselt hat.
ZitatDas Radargerät meldet Ziele, die trotz der guten Sicht und Helligkeit nicht ausgemacht werden können. Bei Tage löst sich das Rätsel: Es sind Entenschwärme von 10.000 Stück mit einer Ausbreitung bis zu 500m.
Zitat aus Schmalenbach, Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, S. 215.

Leopard2A6EX

Steht so tatsächlich auch im entsprechenden KTB. Bin ich neulich gerade drüber gestolpert 😊

Gabler

Ja, ich auch. Heute. :-)

Meine Mittagslektüre war dann "Entwicklung und Werdegang des Funkmessdienstes der Kriegsmarine", verfasst vom Chef MND, Vizeadmiral Maertens am 13.03.43. Ist eine ganz interessante Zusammenfassung á la "Was bisher geschah". Nichts aufregendes, nichts weltbewegend neues, aber eben aus erster Hand. Bei Interesse kann ich das ja hochladen...

Gruß Gabler

Leopard2A6EX

#858
Hallo Gabler - sehr sehr gerne! Das würde mich auch interessieren.

Was mir jetzt noch einfällt: im "Entenschwarm-KTB" oder zumindest ganz in der Nähe, wurden auch die von Schmalenbach erwähnten Tests mit der Wärmepeilung notiert. Mit dem Zusatz, dass damit doch größere Hoffnungen verbunden seien, weil die vorhandenen FMG noch immer ungenügend in der Seite sind.

KOMPLETTER EDIT: wenn die Quellen nicht zur Hand, trügt die Erinnerung oft. Die WPG-Tests auf PG fanden wohl Sommer/Herbst 43 statt. Um diese Zeit herum wurden auch einige Calais und wenig später die ersten FuMO34 installiert. Jetzt war es die NVK-Chronik die diesen Geräten eine halbwegs brauchbare Peilung zugestand.

Also muss ja in diesem Zeitraum (ab Mitte 43)  schon eine qualitative Verbesserung eingetreten sein.  Der weitläufige Tenor ist ja eher "bis zum Schluss ungenügend".

Gabler

#859
Hallo Leopard,

Schaustu hier:

https://www.mediafire.com/file/1kwoixms7fgcztt/FuM_Maertens.7z/file
(Daten stammen aus dem Bundesarchiv, Signatur RM 7_106)

Zitatwenn die Quellen nicht zur Hand, trügt die Erinnerung oft. Die WPG-Tests auf PG fanden wohl Sommer/Herbst 43 statt. Um diese Zeit herum wurden auch einige Calais und wenig später die ersten FuMO34 installiert. Jetzt war es die NVK-Chronik die diesen Geräten eine halbwegs brauchbare Peilung zugestand.

Ja, das passt vom zeitlichen Ablauf sehr genau, und das ist für das Verständnis durchaus wichtig. Die WPG-Versuche fanden lt. Schmalenbach Oktober/Dezember 1943 statt.

Den Nachweis der Feuerleitfähigkeit hatte das Gema-Gerät schon bei dem Versuch am 12.09.35 erbracht. Voraussetzungen dafür waren ein präziser Drehkranz mit geringer Lose, eine genügend große, eigentlich breite Antenne und zwei Beobachtungsrohre (damals noch für Vergleichspeilung erforderlich).

Die Drehkränze auf den schon In Dienst gestellten Einheiten wurden offenbar nie getauscht, auch bei den noch in Bau befindlichen Einheiten ist mir nicht bekannt, daß dort noch nachgebessert wurde. Allenfalls die späteren Zerstörersäulen sollten präzise Drehkränze mit wenig Lose haben. Das zweite Beobachtungsrohr für Feinpeil wurde erst im Dezember 1940 nach Anforderung durch die Luftwaffe zur Nachrüstung freigegeben und die breiten Antennen sogar erst Ende 1943.

Bis dahin hatte man wohl die Hoffnung, daß sich noch eine andere Lösung ergeben könnte, denn die breiten (Calais-)Antennen waren schon ab 1940 bei den Landgeräten erfolgreich im Feuerleiteinsatz. Ursprünglich (1936) gab es sogar eine Größenbegrenzung auf 2x2m (4qm) für den Bordeinsatz. Allein mit der Freigabe der Seetaktantenne 1939 wurde die Antennenfläche auf 8qm verdoppelt. Die Calais-Antenne hatte sogar eine Fläche von über 13qm. Der Widerstand dagegen gründete sich wohl auf Bedenken des Schiffbauamts im Hinblick zum einen auf die Seefähigkeit und zum anderen auf die Vergrößerung der Silhouette.

Ich vermute mal, die Tests des WPG waren der letzte Versuch, die uneingeschränkte Feuerleitfähigkeit bei Unsichtigkeit ohne Antennenvergrößerung zu erlangen. In der Funkmessgerätekunde liest man aber von den Nachteilen des WPG-Geräts u.a. bei Nebel und Regen. Unmittelbar danach jedenfalls wurden auch die großen Antennen zur Montage auf den schwimmenden Einheiten freigegeben. Das allererste bekannte Gerät war das achtere FuMO 26 auf Scharnhorst, das noch im Dezember 1943 eine Calais-Antenne erhielt. Ob Scharnhorst vor seinem Untergang auf dem Vormars noch eine große Antenne erhielt, ist bislang nirgends belegt.

Soweit bekannt, war Tirpitz im Frühjahr 1944 die erste Einheit, die die große 3x6m Seeart-Antenne erhielt, gefolgt von zumindest Prinz Eugen (die Nachrüstdaten der anderen Einheiten habe ich nicht zur Hand), welcher die große Seeart-Antenne auf dem Vormars und zudem zusätzlich ein FuMO 25/33 mit 2x6m Calais-Antenne im Sommer 1944 erhielt. Um endlich zum Punkt zu kommen: Die Entenschwärme wurden also ziemlich sicher mit diesen großen Antennen geortet und höchstwahrscheinlich nicht mit dem WPG.Schmalenbach schreibt auch nichts weiter über einen Einsatz des WPG.

Das Vormars-Gerät auf PG war übrigens definitiv kein FuMO 34, sprich: "FuMG43" mit Hochleistungssender, sondern noch das alte FuMO 26 mit dem TS6-Sender. Nur beim achteren Gerät ist es wahrscheinlich, jedoch nicht sicher, ob ein "Gisela"-Sender mit 100kW verbaut wurde. Der ist nämlich auf den Bildern aus Amiland nirgends zu sehen, was dafür spricht, daß er zuvor noch von der deutschen Besatzung "entsorgt" wurde, im Unterschied zu dem alten Sender im Vormars.

Eigentlich wieder viel zu viel Text für eine einfache Antwort, aber iwie ist das auch eine Art Gedächtnisstütze...

Gruß

Gabler

Thoddy

ZitatEntenschwärme von 10.000 Stück
welche Rolle
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Leopard2A6EX

Hallo Gabler - vielen Dank für den Link und die Zusammenfassung!

Bzgl des Links: wie schon den Funkmess-Report der Gneisenau, kann ich neuerdings die Dateien nicht mehr öffnen. "Fehler beim Extrahieren - überprüfen Sie die Dateien". Wenn ich das machen will, fragt er mich nach einem Passwort, welches ich nie vergeben habe. Da kann nur wieder irgend ein Update dahinter stecken - na welchen oft nie was besser wird..

Gabler

Hallo Leopard,

habe da ganz dunkel noch was von überlangen Dateipfaden bei win32 in Erinnerung und nun schlicht den Dateinamen verkürzt und neu verlinkt. Probiers mal damit oder ändere den Speicherort zum Beispiel auf C/temp oder so. Bei mir funktioniert es auf PC und Laptop, es gibt auch schon eine ganze Reihe an Downloads... Vielleicht mag Dein Rechenknecht auch keine 7z-Dateien?

Gruß

Gabler


t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Leopard2A6EX

Danke Gabler - die 7z-Unverträglichkeit war die richtige Vermutung. Neue App - flutscht! Nun habe ich erstmal Lesestoff.. 💪

Soni2

Zitat von: Thoddy am 05 November 2025, 11:21:46
ZitatEntenschwärme von 10.000 Stück
welche Rolle

Damit ist wohl eher Ortung auf 10.000 (Meter) gemeint, anstatt Entenschwärme von 10.000 Stück. Zumindest lese ich den Text in 0109.jpg so.

Gabler

Ja stimmt, das klingt wesentlich plausibler, zumal im KTB fortgefahren wird mit optischen Vergleichsmessungen, die Differenzen von 100-300m ergeben hätten. Allerdings schreibt Schmalenbach von "Ausdehnungen" bis zu 500m. Das kann er nicht aus dem KTB haben. Dort steht zudem, daß es einen gesonderten Bericht gibt. Hat den zufällig jemand gefunden?

Habe die Seite mal aus meiner BA-Quelle beigefügt.

Gabler

OT: Kurz zu etwas anderem: Auf den Vorrmars-Dete-Hauben von GU und SH wurden noch Ende 1940 offene Beobachtungsstände aufgebaut, sog. Fleckerstände. Der Zugang erfolgte wohl von innen durch die Haube über ein Luk, es gab zudem eine Notausstiegsleiter auf der Rückseite nach unten zur Vormarsplattform. An der Vorderseite weist die Brüstung einen rechteckigen, kastenförmigen Vorbau auf. Die Frage dazu lautet: Wozu? Weiß das jemand?

Die Vermutungen gehen dahin, ob vielleicht zusätzliche technische Einrichtung für den Beobachter darin enthalten sind, Tochterkompass, Kühlanlage für den Gema-Sender o.ä. Auf der rechten Seite des Bildes zu sehen ist ein Fallrohr, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um einen Regenablauf :-) sondern um ein Sprachrohr handelt, mit dessen Hilfe der Beobachter ggf. Sichtungen von Einschlägen oder Blasenbahnen nach unten weitergeben kann. Aber wozu dieser Erker?

Eine frühere falsche Vermutung meinerseits war, daß dieser Vorbau den T-Sender des Gema-Geräts enthält, was aber keinen Sinn ergäbe, diesen nach oben auf den B-Stand zu verfrachten. Also, hat jemand eine Idee? Freue mich auf Antwort

Grüße Gabler

olpe

#869
Hallo Frank,
unten ein Bild aus einer Computeranimation von SH um 1943 von Stefan Draminski (Backbord). Ist das die Stelle im Vormarsbereich, die Du meinst?

Grüsse
OLPE

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