RK-Träger Walter Gerhold (K-Flottille 361) verstorben.

Begonnen von Rheinmetall, 04 Oktober 2013, 14:28:51

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Arche

Dokumentiert habe ich Fälle von Offiziersanwärtern, die man zurückgestellt hat oder die als ROA gestrichen wurden. Hier gab es tatsächlich freiwillige Meldungen zur KdK.
Wer seine Wehrwürdigkeit verloren hatte, war nicht mehr in der Wehrmacht.

Heinz-Jürgen

wirbelwind

#31
Hallo Heinz-Jürgen,
vielleicht war meine Frage etwas unglücklich formuliert. Lt. Violoncello soll Heyse den Vorschlag gemacht haben, das Verurteilte durch Frontbewährung, also freiwillige Meldung zu den Kleinkampfverbänden, die volle Wehrwürdigkeit wieder erlangen.
MfG Rüdiger

Arche

Hallo Rüdiger,
der bekannteste war wohl dann er
Zedelius, Günther    KpLt.01.10.42.    19.05.1915    Othmarschen Hamburg    06.07.1981          
Luftwaffe.(10.37-01.42). U-130. 1WO.(09.42-01.43). U-637. Cdr.(02.43-07.44).        Kleinkampfverbände. U-5075. (Seehund). Ist hier bei den Crewlisten noch unter zwei verschiedenen Personen zu finden. Er ist aber die gleiche Person.  Zedelius behielt aber seinen Rang, saß seine Strafe ab und meldete sich freiwillig.
Vielleicht meinte Heye, dass degradierte Offiziere die Möglichkeit hatten, nach dem Heldentod ihren alten Rang wiederzuerlangen und auch die Versorgung der Angehörigen somit gesichert war. Ich bin aber gerne bereit, mal die Freiwilligen auf diesen Umstand durchzusehen. Bis jetzt habe ich das noch nicht gemacht.   

Heinz-Jürgen

Hubertus

Hi Heinz-Jürgen,

Will correct Gunther Zedelius record.

Thanks Herb.
Karma, US=FUNNY FARM.
Trump wants to break all killing records.


--------------------------------------------------------------------------------

Violoncello

Hallo zusammen,

nach meiner Kenntnis liegen zur Frage, ob es gesicherte Erkenntnisse darüber gibt, ob und in welchem Umfang die "freiwillige" Meldung zu den Kleinkampfverbänden mit dem Ziel der Bewährung erfolgt sind, keine amtlichen Unterlagen oder Überlieferungen vor. Neben dem Fall "Zedelius" dürfte vor allem die Waffen-SS betroffen gewesen sein. Cajus Bekker zitiert Vizeadmiral Heye wie folgt: "Das ("gespaltene Verhältnis zwischen K-Verband und SD")lag in erster Linie daran, daß von der SS hauptsächlich sogenannte Bewährungssoldaten zu uns kommandiert wurden. Sie waren meist aus irgendwelchen Gründen an der Front bestraft und degradiert worden und sollten durch eine `Bewährung´, also durch einen besonders gefährlichen Einsatz, ihre Ehre zurückerwerben. Diese Tatsache wurde der Marine verheimlicht, und wir kamen erst später dahinter, als sich mit diesen Bewährungssoldaten einige unliebsame Zwischenfälle ereignet hatten." (Bekker: Einzelkämpfer zur See, S. 142)

In der K-Flottille 361("Marder") gab es z. B. 12 Angehörige der Waffen-SS, in der K-Flottille 411 ("Molch") keinen. Angehörige der Waffen-SS fanden sich vor allem in den "Marder"-Flottillen sowie dem Lehrkommando 700 ("Kampfschwimmer"). Geschätzt dürfte ihr Anteil jeweils unter 5% gelegen haben. Und ob es nicht doch (überwiegend) echte Freiwillige waren, muss offen bleiben.

Mir selbst sind zwei interessante Fälle bekannt, deren Biografie ich aber noch nicht zu Ende recherchiert habe. Zum einen handelt es sich um einen SS-Rottenführer, der als Obergefreiter der Kriegsmarine unter merkwürdigen Umständen - ohne unmittelbaren Zusammenhang mit Kampfhandlungen -  in US-Kriegsgefangenschaft geraten ist. Der zweite Fall betrifft einen SS-Hauptscharführer (vermutlich Allgemeine, nicht Waffen-SS), der als Leutnant z. S. zum Zeitpunkt der Kapitulation im Oberkommando der Kriegsmarine in der Marineschule Mürwik eingesetzt war. Belege dafür, dass diese Soldaten im Rahmen einer  "Bewährung" im KdK Dienst taten, habe ich nicht.

Viele Grüße

Violoncello

Arche

Hier noch eine Korrektur meinerseits.

Zedelius behielt aber seinen Rang, saß seine Strafe ab und meldete sich freiwillig.

Dies stimmt nicht. Zedelius verlor seinen Rang laut Urteil und bekam nach 2 Monaten Gefängnisstrafe die Möglichkeit der Strafaussetzung zur Frontbewährung. Hier meldete er sich zur KdK.
Ist ja immer besser noch mal die Unterlagen anzusehen und nicht alles aus dem Kopf zu machen.

Die Anmerkung von Violoncello, ob die freiwillige Meldung zu den KdK das Ziel der Frontbewährung erfüllte, wäre hier tatsächlich dokumentiert.

Viele Grüße

Heinz-Jürgen

wirbelwind

Hallo,
vielen Dank an Heinz-Jürgen und Violoncello für die zusätzlichen Infos. Was mich allerdings ein wenig stutzig macht, ist die Gleichsetzung bei C. Bekker von SD und SS. Sicherlich gehörten die Angehörigen des SD der SS an, z.B. Heydrich oder Schellenberg hatten SS-Ränge, trotzdem würde ich beide Institutionen nicht gleichsetzen. Für mich verwunderlich bleibt, dass SS-Leute, die sich bewähren sollten zur Kriegsmarine abkommandiert wurden bzw. sich dorthin ,,freiwillig" meldeten. Was war mit den anderen Wehrmachtsteilen, z.B. Luftwaffe / Heer :? Noch eine ganz andere Frage in diesem Zusammenhang. Was für eine Rolle spielten die Kampfschwimmer bei der Vernichtung von allierter Schiffstonnage und speziell bei der Abwehr der Invasion :?
MfG Rüdiger

Violoncello

Hallo zusammen,

in der Tat: Diese Gleichsetzung von SS und SD in dieser Verkürzung ist irritierend. Heye scheint hier zwei Dinge miteinander vermischt zu haben. Die (mehr oder weniger) Freiwilligen für den K-Verband dürften sich überwiegend aus der Waffen-SS rekrutiert haben.  Der Hinweis auf den SD dürfte auch nicht so ganz korrekt sein, wenn man an die von der Aufstellung des K-Verbandes bis zum Ende des Krieges bestehenden Kompetenzstreitigkeiten zwischen der Kriegsmarine und dem Amt Ausland/Abwehr bzw. dessen "Nachfolger", dem Reichssicherheitshauptamt Amt Mil D im Amt VI (SS-Brigadeführer Walter Schellenberg) in der Frage denkt, wer wo für Sabotage-Aktionen auf und unter Wasser zuständig sein sollte. Die Aufteilung "Binnengewässer" = Abwehr und "offene See" = Kriegsmarine ist ja von beiden Seiten nicht sehr konsequent eingehalten worden. Es gab ständig Abstimmungsprobleme zwischen dem Lehrkommando 700 (Kriegsmarine) und dem Jagdkommando "Donau" (RSHA, Obersturmbannführer Skorzeny, Hauptmann Friedrich Hummel)

Interessante Hintergründe bieten die beiden lesenswerten, bei Mittler erschienenen Bücher von Michael Jung: "Sabotage unter Wasser. Die deutschen Kampfschwimmer im Zweiten Weltkrieg", Hamburg 2002 und "Agenten unter Wasser. Schiffsziele im Visier deutscher Kampfschwimmer", Hamburg 2006.

Beide Bücher, insbesondere das zweite, befassen sich auch mit der Versenkung alliierten Schiffsraums. Hummel selbst gibt seine Versenkungserfolge zwischen 1941 und 1944 mit etwa 50.000 BRT an ...

Im Rahmen der alliierten Invasion in Nordfrankreich dürfte insbesondere der Einsatz von Kampfschwimmern des Lehrkommandos 700 am 22. Juni 1944 gegen die Brücken über die Orne und den Orne-Kanal herausragende Ereignisse gewesen sein.

Viele Grüße

Violoncello     

wirbelwind

Hallo Violoncello,
Deine Infos zu der Thematik Kleinkampfverbände/Kampfschwimmer zeugen von Kenntnis und haben mich in diesen Fragen weiter gebracht. Vielen Dank dafür. Mir war bspw. nicht bekannt, dass Skorzeny mit seine Hände im Spiel hatte. Bin immer davon ausgegangen, dass er die SS-Jagdverbände kommandierte, die u.a. Sabotageakte zu Lande hinter den feindlichen Linien verübte. Denke da an das Unternehmen ,,Greif". Betreffs dem Einsatz der Kampfschwimmer während der Invasion hätte ich noch folgende Frage. Haben sie die jeweiligen Orne-Brücken gesprengt :?
MfG Rüdiger

Violoncello

Hallo Rüdiger,

von den beiden als Ziel ausersehenen Brücken ist die über die Orne gesprengt worden. Es ist zwar noch eine zweite Brücke gesprengt worden, es handelte sich allerdings um ein im Niemandsland gelegenes Ziel, das in der von den Kampfschwimmern genutzten Einsatz-Skizze nicht eingezeichnet war.

Zu den Daten des Tages der Sprengung gibt es übrigens widersprüchliche Angaben:

Während Bekker (S. 100ff.) und Jung (Sabotage unter Wasser, S. 101ff.) die Nacht des 22./23. Juni 1944 angeben, verzeichnet das KTB/Skl unter dem 3. Juli 1944 (BArch RM 7/62, S. 33f.):

"Über Sonderunternehmen gegen Brücken im Orne-Kanal und in der Orne meldet Gruppe West, daß in der Nacht zum 3/7. 2 Trupps K-Verbände gestartet waren. Unternehmen gegen Orne-Kanal wegen technischer Schwierigkeiten nicht durchgeführt. Unternehmen in Orne ist erfolgt. 0645 Uhr wurde Detonation beobachtet. ... Besatzung [!] wird in der Nacht zum 4/7. zurückerwartet."

Es spricht eigentlich alles dafür, dass Bekker und Jung "danebenliegen".

Viele Grüße

Violoncello 

wirbelwind

Hallo Violoncello,
danke für Deine Mühen. Du scheinst ja umfangreiches Material / Informationen über die Kleinkampfverbände / Kampfschwimmer zu haben. Was war eigentlich die spektakulärste Aktion, welche die dt. Kampfschwimmer im 2. WK durchgeführt haben :?
MfG Rüdiger

Violoncello

Hallo Rüdiger,

eine seriöse Antwort auf die Frage nach dem spektakulärsten Einsatz der deutschen "Meereskämpfer", wie die Kampfschwimmer damals genannt wurden, lässt sich nach meiner Auffassung eigentlich nicht geben. Legt man aber die Resonanz in den zeitgenössischen Zeitungen, insbesondere den britischen, wie der "Times" zugrunde, so dürfte es sich um das Unternehmen "Bruno" und die Sprengung der Eisenbahnbrücke über den Waal bei Nijmwegen in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze gehandelt haben.

Beide Unternehmen wurden allerdings nicht allein durch Kampfschwimmer des Lehrkommandos 700 durchgeführt. Es handelte sich jeweils um ein "Gemeinschaftswerk" von Sonderkommandos, die aus verschiedenen Komponenten des Kommandos der Kleinkampfverbände zusammengestellt worden waren.

In beiden Fällen nahmen neben Kampfschwimmern auch der Kommandoführer des Marine-Einsatz-Kommandos 60, Oberleutnant (MA) d. R. Prinzhorn sowie als Transportmittel Sprengboote des Typs "Linse" teil. Zudem bestand eine an andere Stelle bereits erwähnte rivalisierende Zusammenarbeit mit dem Chef der Leitstelle I West (Geheimer Meldedienst) des Reichsicherheitshauptamtes.

Nimmt man den militärischen Nutzen als Maßstab, dann war wohl das Unternehmen "Bruno" am bedeutendsten. Hier gelang es in der Nacht des 14./15. September 1944, die Schleusentore der Kreuzschanzschleuse des Hafens von Antwerpen zu sprengen. Und dies gerade eine gute Woche, nachdem die Alliierten den für den Nachschub wichtigen Hafen erorbert hatten und so lange Anmarschwege über Land aus dem Invasionsraum ersparen konnten.

Zieht man die physische Beanspruchung der Kampfschwimmer heran, so steht vielleicht die Sprengung der Eisenbahnbrücke in der Nacht des 28./29. September 1944 vorn. Die Kampfschwimmer mussten zunächst mit den Torpedominen sieben Kilometer flussabwärts schwimmen und danach noch einmal fasst die doppelte Strecke flussabwärts, um wieder zu den eigenen Linien zu gelangen.

Von 12 Kampfschwimmern kehrten aber auch nur zwei zurück.

Viele Grüße

Violoncello

P.S. an alle Interessierten: Wir sollten der Entscheidung der Administration, dass ein Unter-Board "Kleinkampfverbände" nicht eingerichtet werden soll, bei jedem neuen Thread mit dem Wort "Kleinkampfverbände" im Betreff Rechnung tragen und uns allmählich aus dem laufenden Thread lösen, da ein  Zusammenhang zur Geschichte Walter Gerholds nicht mehr besteht. 

Spee

@Violoncello,

"vorerst nicht".
Sollten die Themen reichlicher werden, wird das Thema "Unterforum Kleinkampfverbände" auch von uns neu überdacht. Unsere Entscheidung bezieht sich auf den derzeitigen Stand, aber wir passen uns neuen Gegebenheiten gern an.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

wirbelwind

Hallo Violoncello,
danke für Deine Mühe. Mir war bisher als spektakulärste Aktion der Kampfschwimmer die versuchte Sprengung der Rheinbrücke bei Remhagen bekannt. Wie es scheint, hatten die meisten dt. Kampfschwimmer auch nur ein,,one-way-ticket".  Sind Dir Aktionen dt. Kampfschwimmer bekannt, die sich gegen allierte Kriegsschiffe richteten, so wie es die Royal Navy und die Italiener handhabten :?
MfG Rüdiger

Violoncello

Hallo Rüdiger,

nein. Es ist kein einziger Angriff deutscher Kampfschwimmer auf alliierte Kriegsschiffe dokumentiert.

Es gab zahlreiche Planungen insbesondere in der nördlichen Adria mit zum Teil monatelangen Vorbereitungen und Verschiebungen von einer Neumond-Periode zur nächsten. Zum Beispiel das Unternehmen "Hans" gegen den britischen Schnellboot-Stützpunkt auf der "Tito"-Insel Lissa (heute Vis) (PRO ADM 223/599; BArch RM 7/653, 7/660; 36/267), oder das Unternehmen "Neptun" gegen den Hafen von Zara (heute Zadar), das letztlich wegen Kompromittierung aufgegeben wurde (PRO ADM 223/599).

Letztlich konnte kein Angriffsvorhaben "durchgezogen" werden.

Viele Grüße

Violoncello

Impressum & Datenschutzerklärung