Basis Nord

Begonnen von kalli, 03 August 2008, 16:16:54

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kalli

Zur Basis Nord habe ich bisher nur in verschiedenen Büchern kleine Hinweise gefunden.
So wurde die Basis Nord von der Sowjetunion im Oktober 1939 der Kriegsmarine als Stützpunkt zur Verfügung gestellt. Der Stützpunkt befand sich in der Bucht von Zapadnaja Liza westlich von Murmansk.
Die Basis spielte nach Kriegsbeginn bei der Rückführung deutscher Handelsschiffe aus Übersee eine gewisse Rolle, weitergehende Hoffnungen der Seekriegsleitung aber, wie Maschinenüberholung von Kreuzern und U-Booten, Versorgung dieser Einheiten mit Treibstoff und Proviant oder Ausrüstung von Hilfskreuzern, erfüllten sich nicht.
Am 16.9.1940 dankte Großadmiral Raeder in einem Schreiben dem zuständigen sowjetischen Volkskommissar, Flottenadmiral N. G. Kusnezow, für die bis dahin geleistete Unterstützung und verzichtete endgültig auf eine weitere Verwendung des Stützpunkts.
Es muss wohl lange diplomatische Verhandlungen um die Basis gegeben haben (Graf von der Schulenburg).
Gibt es zu diesem Stützpunkt eine Arbeit, die über einen Lexikoneintrag hinaus geht?
Die meisten Informationen habe ich noch bei Janusz Piekalkiewicz ,,Seekrieg 1939-1945" gefunden.


Zerstörerfahrer

Ca. 10 Seiten in Karl Heinz Blumenhagen " Die deutsch-sowjetischen Handelsbeziehungen 1939-1941 ".
Quellenlage dafür scheint das KTB/Skl gewesen zu sein und einige BA/MA-Akten, demnach fiel die Entscheidung, die " Basis Nord " aufzugeben schon am 22.08.1940. Hauptgrund wohl die jetzt zur Verfügung stehenden eisfreien Stützpunkte in Norwegen.

Leider ist das Ding in Antiquarien sauteuer! Lohnt sich aber wirklich.
Inhaltsverzeichnis hatte ich mal hier vorgestellt: http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,3837.msg52077.html#msg52077

Bis dann
René

kalli

Danke Rene,

Da werde ich mal ans stöbern gehen. Das Inhaltsverzeichnis (siehe Link) macht ganz neugierig. Ist mir damals wohl entgangen. :|

kalli


TD

Hallo Kalli,

Fernleihe der Bibliotheken !

Ich bestelle per E-Mail, Werde angerufen wenn das Buch in der Stadtbücherei angekommen ist. Lasse es abholen oder bekomme es sogar ins Haus gebracht, Zahle pro Band 3 €, mache mir meine Notizen bzw. für den persönlichen Bedarf
einige elektronische Gedächnisstützen und dann kommt nach 3-5 Wochen das Buch zurück.

Gerade bei solchen Büchern wo man sich nicht ganz sicher ist lohnt das immer, oft auch als Hilfe bei Kaufvorhaben !

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

kalli

Da hast Du völlig recht. Man nutzt diese Möglichkeit viel zu selten. top

SchlPr11

Vom SchlPr.11:

Hallo Kalli,
ich meine in SCHIFF und ZEIT war vor Jahrzehnten mal ein Beitrag zu dem Thema. Ich recherchiere dazu und melde mich wieder.
REINHARD

kalli

Zitatch meine in SCHIFF und ZEIT war vor Jahrzehnten mal ein Beitrag zu dem Thema. Ich recherchiere dazu und melde mich wieder.

@Reinhard,

das ist nett von Dir- Danke schon mal :MG:

kalli

@Rene,
Zitatdemnach fiel die Entscheidung, die " Basis Nord " aufzugeben schon am 22.08.1940. Hauptgrund wohl die jetzt zur Verfügung stehenden eisfreien Stützpunkte in Norwegen.
Das erscheint mir etwas unlogisch.
a) wegen des deutsch-sowjetischen Vertrages incl. der Zusatzprotokolle
b) wegen des am 18. Dezember 1940 erteilten Befehls Hitlers den Auftrag an den Wehrmachtführungsstab, einen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten ( Weisung Nr. 21) -Unternehmen Barbarossa.


Zerstörerfahrer

Moin moin Kalli,

ich müßte mich erst wieder reinlesen ins Thema, würde aber gerne Reinhards Bemühungen abwarten. Den Artikel den er meint, ist von Salewski " Basis Nord " in Schiff und Zeit 1/1976, 3, S. 11-17 (steht in der Literaturliste).
Ansonsten zitiere ich dir mal die entsprechende Stelle:

Zitat"...bereits Mitte Juni 1940 hatte das letzte deutsche Schiff, die Phönica, die Basis verlassen.[37]Am 29 August wurde Baumbach mitgeteilt, daß der Stützpunkt aufgelöst werden sollte [38], da dieser nach der Besetzung Norwegens nicht mehr benötigt wurde.[39] Am 16. September bedankte sich Raeder beim sowj. Volkskommissar für Kriegsangelegenheiten für die Unterstützung und teilte endgültig mit, daß man auf die weitere Benutzung des Stützpunktes verzichten werde.[40]

[37] KTB/Skl 14.09.1940 S. 190
[38] Die Entscheidung die Basis Nord aufzugeben, fiel bereits am 22.08.1940 KTB/Skl 22.08.1940 S. 264 Schulenburg bedankte sich in Moskau und meldete, " die Sowjetregierung sei befriedugt, daß sie uns hätte nützlich sein können. Ebenda 10.09.1940 S. 120.
[39] Bereits Anfang April 1940 hatte Moskau Deutschland für die Vorbereitung der Operationen in Norwegen " gewisse Beschränkungen auferlagt". Botschafter an StS. 11.04.1940 ADAP: D IX, Nr. 94, Anm.5, siehe auch KTB/Skl 05.04.1940 und 07.04.1940. BA/MA RM 7/202.
[40] Wenige Wochen später hat Baumbach in Moskau den Admiralsstabschef, Adm. Galler,  und zwei weiter Marineoffiziere eingeladen, um ihnen aus Anlaß der Beendigung der Nutzung der "Basis Nord" "für alle im ersten Kriegsjahr seitens der Sowjetmarine geleistete Unterstützung" zu danken. KTB Marineattaché Moskau 01.-30.11.1940 S. 8. BA/MA RM 12II/164.

Sieht sauber recherchiert aus.

René

kgvm

4 Seiten zur Basis Nord einschließlich der Anweisung der SKL vom 31.10.1939 und des Dankschreibens von Raeder an den Volkskommissar für Kriegsmarineangelegenheiten finden sich auch in Jung/Maass/Wenzel, Tanker und Versorger der Deutschen Flotte 1900 - 1980, auf S. 421 ff.

SchlPr11

Vom SchlPr.11:
Hallo + guten Abend,
ja, SCHIFF und ZEIT 1976, liegt hier als Kopie vor. Kam damals seitenweise in die DDR und wurde hier als "sarmistat" unter den Freunden der Marinegeschichte intern weitergegeben.
An "Tanker und Versorger" habe ich selbst nicht gedacht.
Reinhard

ufo

Verzeih, leiner nur in einer von Dir eher ungeliebten Sprache ...  :|

Die Juristische Fakultaet in Jale, USA hat schon vor einiger Zeit damit begonnen ein Online Dokumenten Verzeichnis zu diversen Aspekten des Weltkrieges zusammenzutragen.
Darunter hat es auch eine Sektion zu den Deutsch-Sovietischen Beziehungen 1939-1940

http://www.yale.edu/lawweb/avalon/nazsov/nazsov.htm

Zur Basis Nord finded sich da aber lediglich ein direkter Eintrag; ein Memorandum des Deutschen Botschafters in Moskau vom 11. April 1940, woselbst er beklagt, dass die Sovietische Regierung erheblich weniger hilfsbereit sei und Schwierigkeiten sowohl bei bereits zugesagten  Lieferungen als eben auch bei der Einrichtung der Basis mache.

Die diversen Notenwechsel lassen aber recht gut das Klima der Deutsch-Sovietischen Beziehungen verfolgen.



Als zweite recht gute Quelle hab ich "The Lure of Neptune: German-Soviet Naval Collaboration and Ambitions, 1919 – 1941" von Tobias R. Philbin im Sinne. Erschienen 1994, 192 Seiten, University of South Carolina Press. Gibt es inzwischen ausgesprochen Preiswert zu erhaschen.

Bei google.books kann man auch durchaus recht umfangreich drin stoebern.

Ich guck Heut Abend mal rein. Er hat ein Kapitel mit 26 Seiten zur Basis Nord drin. Mal gucken wie sehr er ins Detail geht, worauf er den Focus richtet und auf welche Quellen er sich stuetzt.
Aber ich hab es als recht gut in Erinnerung mit einer Karte der Liegeplaetze der verschiedenen Versorger in der Bucht, mit recht detailierten Ausfuehrungen wie die Deutsch Sovietische Kommunikation durch und ueber die Basis abgelaufen ist und die Prozeduren fuer Deutsche Schiffe beim Ein- und Auslaufen.
Ich guck mal.

Ufo 

kalli

@Ufo,
ZitatVerzeih, leiner nur in einer von Dir eher ungeliebten Sprache ... 
So würde ich das nicht sagen. Es ist halt die Weltsprache und ein wenig kann ich mich auch verständigen.
Ich bin halt in einer Zeit und einer Gegend aufgewachsen, in der der Gebrauch dieser Sprache nicht sehr viel versprach. Heute bedaure ich meine diesbezügliche Kurzsichtigkeit außerordentlich.
Aber was die Basis Nord betrifft, so ist bestimmt noch viel zu erforschen. Unter anderem auch, wie von Dir geschrieben, Ableitungen zum deutsch-sowjetischen Verhältnis in der militärischen Zusammenarbeit. Da gab es ja große Unterschiede zu den einzelnen Waffengattungen.
Mich reizen eben Themen, die nicht so im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen.  :-)

Albatros

#14
Als kleine Ergänzung zum Thema,

Am 07.10.1939, der deutsche Gesandte in MOSKAU teilt mit, das der sowjetischen Führung MURMANSK für die Nutzung durch deutsche Überwasserstreitkräfte und U-Boote als Reparaturmöglichkeit nicht isoliert genug ist. Die Sowjets
schlagen als Alternative TERIBERKA vor.

Eine Frage von mir dazu:Wäre TERIBERKA überhaupt für diese Aufgabe gerüstet gewesen?.

Gruß, :MG:

Manfred

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